LMS fordert effektive Maßnahmen zum Schutz von Kindern vor Hardcore-Pornografie

LMS-Medienrat sich­tet You­porn und Co. und for­dert brei­te gesell­schaft­li­che Dis­kus­si­on und Ände­rung der bis­he­ri­gen Auf­sichts­pra­xis auch bei Jugendschutzprogrammen

PM 33/2017

Saar­brü­cken, 04. Dezem­ber 2017: Eine aktu­el­le Stu­die der Uni­ver­si­tä­ten Müns­ter und Hohen­heim belegt, dass in Deutsch­land über das Inter­net Kin­der in Kon­takt mit Hardcore-Pornografie kom­men. Der durch­schnitt­li­che Erst­kon­takt liegt mitt­ler­wei­le bei 12,7 Jah­ren, 50 % der befrag­ten Kin­der und Jugend­li­chen gaben an, dass der Kon­takt unge­wollt war, dies zeigt aus Sicht der Lan­des­me­di­en­an­stalt Saar­land (LMS), dass das ange­streb­te gesetz­li­che Schutz­ni­veau in der Lebens­wirk­lich­keit nicht gege­ben ist.

Der Medi­en­rat der Lan­des­me­di­en­an­stalt Saar­land (LMS) hat in sei­ner Sit­zung vom 30. Novem­ber 2017 eine Reso­lu­ti­on zur Hardcore-Pornografie im Inter­net ver­ab­schie­det. Die Ver­tre­ter der gesell­schaft­li­chen Grup­pen for­dern dar­in mehr Schutz von Kin­dern und Jugend­li­chen in der digi­ta­len Welt. In den Aus­schuss­sit­zun­gen zuvor, hat­te sich das Gre­mi­um auch mit der Reich­wei­te und der Markt­stär­ke ent­spre­chend ein­schlä­gi­ger Ange­bo­te beschäf­tigt und die Ein­stiegs­sei­ten von ein­schlä­gi­gen Por­no­platt­for­men wie You­porn und Co. gesichtet.

Der Medi­en­rat ist besorgt, dass der Schutz von Kin­dern viel zu wenig öffent­li­che Beach­tung fin­det. Ein letzt­lich unbe­schränk­ter Zugang von Kin­dern zu ver­stö­ren­den, por­no­gra­fi­schen oder in sons­ti­ger Wei­se jugend­ge­fähr­den­den Inhal­ten darf eine Gesell­schaft nicht hin­neh­men. Es bedarf einer brei­ten gesell­schaft­li­chen Dis­kus­si­on und einer effek­ti­ve­ren Medi­en­re­gu­lie­rung. Des­halb haben wir den Direk­tor gebe­ten, Vor­schlä­ge für eine Wei­ter­ent­wick­lung des Rechts­rah­mens und sei­ner effek­ti­ven Durch­set­zung zu erar­bei­ten.“, erklärt der Vor­sit­zen­de des Medi­en­rats, Prof. Dr. Ste­phan Ory. Er dank­te aus­drück­lich der Arbeit der Kom­mis­si­on für Jugend­me­di­en­schutz (KJM) und ihrer Part­ner, es müs­se das juris­ti­sche Werk­zeug im Umgang mit inter­na­tio­na­len Platt­for­men neu jus­tiert werden.

Der Direk­tor der LMS, Uwe Con­radt, erklärt: „Der Medi­en­rat der LMS hat die Zustän­de benannt und ange­mes­se­ne Maß­nah­men gefor­dert, deren Umset­zung umge­hend ein­ge­lei­tet wer­den. Wir brau­chen eine leben­di­ge Debat­te, damit nicht der Ein­druck ent­steht, dass Ten­den­zen zur Ver­ro­hung in der Gesell­schaft ver­harm­lost bzw. ganz ver­schwie­gen wer­den. Ziel ist das por­no­freie Kin­der­zim­mer, der por­no­freie Schul­hof sowie der wei­ter­hin por­no­freie Rundfunk.“

Aktu­el­le Regu­lie­rung ist auf einer Illu­si­on aufgebaut

Auch bei Inhal­ten, die unter 18-Jährige beein­träch­ti­gen, geht der bis­he­ri­ge Regu­lie­rungs­an­satz davon aus, dass ein aus­rei­chen­des Schutz­ni­veau vor­liegt, wenn sol­che Ange­bo­te ent­spre­chend gela­belt wer­den, damit ein Jugend­schutz­pro­gramm es aus­le­sen kann. Es bestehen aber erheb­li­che Zwei­fel, dass Jugend­schutz­pro­gram­me hin­rei­chend, flä­chen­de­ckend ver­brei­tet sind, zudem gibt es bis­lang für eine über­wie­gen­de Zahl mobi­ler End­ge­rä­te kei­nen aner­kann­ten Jugend­schutz­fil­ter. Dies belegt, dass die aktu­el­le Regu­lie­rung, auf einer Illu­si­on auf­ge­baut ist.

Eltern dür­fen bei der Auf­ga­be ‚Jugend­me­di­en­schutz‘ nicht allei­ne gelas­sen wer­den“, appel­lie­ren Ory und Con­radt: „Neben recht­li­chen Maß­nah­men müs­sen auch Ange­bo­te der Medi­en­päd­ago­gik und der Medi­en­kom­pe­tenz­för­de­rung gestärkt werden.“

Die LMS wird die Reso­lu­ti­on dem Land­tag des Saar­lan­des, der saar­län­di­schen Lan­des­re­gie­rung, den saar­län­di­schen Abge­ord­ne­ten in Bun­des­tag und Euro­pa­par­la­ment sowie dem Inter­na­tio­na­len Par­la­men­ta­rier­rat über­mit­teln und die Posi­tio­nen in den Kreis der Gre­mi­en­vor­sit­zen­den (GVK) sowie in die Dis­kus­si­on der Direk­to­ren­kon­fe­renz der Lan­des­me­di­en­an­stal­ten (DLM) einbringen.

Die KJM wird gebe­ten, zeit­nah und kon­ti­nu­ier­lich eine empi­ri­sche Erhe­bung zur Ver­brei­tung und dem tat­säch­li­chen Ein­satz von Jugend­schutz­pro­gram­men durch­zu­füh­ren. Eine Pri­vi­le­gie­rung von Anbie­tern durch den Ein­satz von Jugend­schutz­pro­gram­men soll­te zukünf­tig nur noch dann erfol­gen, wenn eine hin­rei­chen­de, flä­chen­de­cken­de Ver­brei­tung die­ser Pro­gram­me auf allen Aus­spiel­we­gen für jugend­beein­träch­ti­gen­de Inhal­te gege­ben ist.

Die Reso­lu­ti­on der Lan­des­me­di­en­an­stalt ist unter fol­gen­dem Link abruf­bar: Reso­lu­ti­on der Lan­des­me­di­en­an­stalt Saar­land vom 30. Novem­ber 2017.

Kon­takt für Presseanfragen:
Vio­la Betz
Pres­se­spre­che­rin / Lei­te­rin des Büros des Direktors

Foto: Uwe Con­radt, Prof. Dr. Ste­phan Ory, Isol­de Ries MdL © LMS

4. Dezember 2017