Das gemeinsame Beschwerdeportal der Medienanstalten www.programmbeschwerde.de hat seit dem Wochenende etliche Beschwerden des Fernsehpublikums zu verzeichnen, die sich auf die Inhalte sowie Art und Weise der Berichterstattung über den Amoklauf von München beziehen. Betroffen sind sowohl private als auch öffentlich-rechtliche Programme.
Kritisiert wird insbesondere, dass Live-Aufnahmen von Leichen wiederholt und teilweise in Großaufnahmen gezeigt werden, durch Reporter vor Ort Polizeianweisungen ignoriert und traumatisierte oder schockierte Menschen vor die Kamera gezogen würden. Auch die ständig wiederholten Aufnahmen des schießenden Täters, teilweise in Endlosschleife, werden kritisiert, ebenso wie eine spekulative und teilweise als sensationslüstern empfundene Art der Berichterstattung.
Entsprechend sehen einige Zuschauerinnen und Zuschauer nicht nur medienethische Probleme, sie vermissen auch die Einhaltung journalistischer Grundsätze und befürchten, dass durch die Art der Darstellung Persönlichkeitsrechte verletzt wurden oder gegen Bestimmungen des Jugendschutzes und des Schutzes der Menschenwürde verstoßen wurde. Eine Jugendschutzproblematik wurde auch hinsichtlich des Einsatzes der Videosequenz mit dem schießenden Täter am Folgetag gesehen. Befürchtet wird auch eine Anreizfunktion der Tataufnahmen für psychisch labile Nachahmungstäter.
Die Beschwerden wurden an die betroffenen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie die für die jeweiligen Privatsender zuständigen Aufsichtsstellen weitergeleitet. Das Bürgerportal wird für die Gemeinschaft der Medienanstalten durch die Landesmedienanstalt Saarland (LMS) betreut. Unser Direktor Uwe Conradt stellt fest: „Die Qualität der Beschwerden zeigt eine erfreulich kritische Kompetenz des Publikums. Die in den Begründungen für die Beschwerden angesprochenen Sachverhalte müssen geprüft werden, zeigen aber auch über den Einzelfall hinaus, wie wichtig ein Dialog mit dem Publikum für das Vertrauen in die Medien und deren Glaubwürdigkeit ist.“
Der Vorsitzende der DLM und Präsident der BLM, Siegfried Schneider, kündigte an, dass jede Beschwerde zu privaten Programmen durch die Medienanstalten geprüft werde. „Die Vorkommnisse sind für uns Anlass auch grundsätzlich über die Standards der Berichterstattung im Fernsehen zu diskutieren.“
Kontakt für Presseanfragen:
Viola Betz
Pressesprecherin / Leiterin des Büros des Direktors