Amoklauf von München: Publikum kritisiert TV-Berichterstattung über Programmbeschwerde.de

PB_Amoklauf MünchenPM 19/2016

Das gemein­sa­me Beschwer­de­por­tal der Medi­en­an­stal­ten www.programmbeschwerde.de hat seit dem Wochen­en­de etli­che Beschwer­den des Fern­seh­pu­bli­kums zu ver­zeich­nen, die sich auf die Inhal­te sowie Art und Wei­se der Bericht­erstat­tung über den Amok­lauf von Mün­chen bezie­hen. Betrof­fen sind sowohl pri­va­te als auch öffentlich-rechtliche Programme.

Kri­ti­siert wird ins­be­son­de­re, dass Live-Aufnahmen von Lei­chen wie­der­holt und teil­wei­se in Groß­auf­nah­men gezeigt wer­den, durch Repor­ter vor Ort Poli­zei­an­wei­sun­gen igno­riert und trau­ma­ti­sier­te oder scho­ckier­te Men­schen vor die Kame­ra gezo­gen wür­den. Auch die stän­dig wie­der­hol­ten Auf­nah­men des schie­ßen­den Täters, teil­wei­se in End­los­schlei­fe, wer­den kri­ti­siert, eben­so wie eine spe­ku­la­ti­ve und teil­wei­se als sen­sa­ti­ons­lüs­tern emp­fun­de­ne Art der Berichterstattung.

Ent­spre­chend sehen eini­ge Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er nicht nur medi­en­ethi­sche Pro­ble­me, sie ver­mis­sen auch die Ein­hal­tung jour­na­lis­ti­scher Grund­sät­ze und befürch­ten, dass durch die Art der Dar­stel­lung Per­sön­lich­keits­rech­te ver­letzt wur­den oder gegen Bestim­mun­gen des Jugend­schut­zes und des Schut­zes der Men­schen­wür­de ver­sto­ßen wur­de. Eine Jugend­schutz­pro­ble­ma­tik wur­de auch hin­sicht­lich des Ein­sat­zes der Video­se­quenz mit dem schie­ßen­den Täter am Fol­ge­tag gese­hen. Befürch­tet wird auch eine Anreiz­funk­ti­on der Tat­auf­nah­men für psy­chisch labi­le Nachahmungstäter.

Die Beschwer­den wur­den an die betrof­fe­nen öffentlich-rechtlichen Rund­funk­an­stal­ten sowie die für die jewei­li­gen Pri­vat­sen­der zustän­di­gen Auf­sichts­stel­len wei­ter­ge­lei­tet. Das Bür­ger­por­tal wird für die Gemein­schaft der Medi­en­an­stal­ten durch die Lan­des­me­di­en­an­stalt Saar­land (LMS) betreut. Unser Direk­tor Uwe Con­radt stellt fest: „Die Qua­li­tät der Beschwer­den zeigt eine erfreu­lich kri­ti­sche Kom­pe­tenz des Publi­kums. Die in den Begrün­dun­gen für die Beschwer­den ange­spro­che­nen Sach­ver­hal­te müs­sen geprüft wer­den, zei­gen aber auch über den Ein­zel­fall hin­aus, wie wich­tig ein Dia­log mit dem Publi­kum für das Ver­trau­en in die Medi­en und deren Glaub­wür­dig­keit ist.“

Der Vor­sit­zen­de der DLM und Prä­si­dent der BLM, Sieg­fried Schnei­der, kün­dig­te an, dass jede Beschwer­de zu pri­va­ten Pro­gram­men durch die Medi­en­an­stal­ten geprüft wer­de. „Die Vor­komm­nis­se sind für uns Anlass auch grund­sätz­lich über die Stan­dards der Bericht­erstat­tung im Fern­se­hen zu diskutieren.“

Kon­takt für Presseanfragen:

Vio­la Betz
Pres­se­spre­che­rin / Lei­te­rin des Büros des Direktors

26. Juli 2016