Direktorin der LMS zum Internationalen Tag der Pressefreiheit

Ein zentrales Grundrecht ist akut bedroht:
Systemrelevanter Privatfunk droht wegzubrechen

PM 15/2020

Saar­brü­cken, 3. Mai 2020: Den heu­ti­gen Tag der Pres­se­frei­heit nimmt die neue Direk­to­rin der Lan­des­me­di­en­an­stalt Saar­land, Ruth Mey­er, zum Anlass auf die äußerst kri­ti­sche Situa­ti­on der pri­va­ten Rund­funk­ver­an­stal­ter im Land hinzuweisen:

Gera­de durch die Ein­schrän­kun­gen auf­grund der Corona-Pandemie sind uns unse­re selbst­ver­ständ­lich gewor­de­nen Grund­rech­te wie­der sehr bewusst gewor­den. Jedes für sich ist von unschätz­ba­rem Wert und sichert unser demo­kra­ti­sches System.

Beim The­ma Pres­se­frei­heit den­ken wir zuerst an die not­wen­di­ge Frei­heit der jour­na­lis­ti­schen Arbeit, an die Ver­hin­de­rung von Zen­sur oder staat­li­cher Gleich­schal­tung. Trotz welt­wei­ter Ver­net­zung, trotz nahe­zu gren­zen­lo­ser Mobi­li­tät und trotz Inter­net ist die Presse- und Mei­nungs­frei­heit aber auch heu­te noch in all­zu vie­len Staa­ten ein Men­schen­recht, wofür mit Leben bezahlt wird. Die vie­len Auf­ru­fe zum heu­ti­gen Gedenk­tag, wie der von Bun­des­au­ßen­mi­nis­ter Hei­ko Maas, sind daher von unge­bro­che­ner Bedeutung.

Viel­falt sichert Freiheit

Wir haben gera­de seit Aus­bruch der Corona-Pandemie gespürt, wie wich­tig ein brei­ter Raum ist, in dem auch lokal recher­chiert, hin­ter­fragt und dis­ku­tiert wer­den kann. Wir sind stolz, dass es uns im Saar­land gelun­gen ist, ein beacht­li­ches Ange­bot an pri­va­ten Sen­dern zu plat­zie­ren. Das Saar­län­di­sche Medi­en­ge­setz (SMG) weist in § 15 Pro­gramm­grund­sät­ze expli­zit dar­auf hin, dass die Rund­funk­pro­gram­me in ihrer Gesamt­heit zu einer umfas­sen­den Infor­ma­ti­on und frei­en indi­vi­du­el­len und öffent­li­chen Mei­nungs­bil­dung bei­tra­gen sol­len, der Bil­dung, Bera­tung und Unter­hal­tung die­nen und dadurch dem kul­tu­rel­len Auf­trag des Rund­funks ent­spre­chen. In Voll­pro­gram­men soll auch das öffent­li­che Gesche­hen im Saar­land dar­ge­stellt wer­den. Die lan­des­wei­ten Pro­gram­me wie Radio Salü, BigFM Saar­land und Clas­sic Rock Radio bie­ten die­se regio­na­len Infor­ma­tio­nen und errei­chen täg­lich bis zu 350.000 Höre­rin­nen und Hörer. Dane­ben bedie­nen die loka­len Sen­der wie Radio Saar­schlei­fen­land oder die fünf City-Radios die Bevöl­ke­rung mit loka­len Infor­ma­tio­nen und rich­ten sich an aus­ge­wähl­te Ziel­grup­pen. Auch Pri­vat­fern­se­hen wird aus­ge­strahlt: Saar­land Fern­se­hen 1 und 2 ver­brei­tet regio­na­le Wer­bung – aktu­ell mit Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung auch Infor­ma­tio­nen. Hin­zu kom­men die bun­des­weit aus­ge­strahl­ten pri­va­ten DAB+-Sender, u.a. der Sen­der Radio Schla­ger­pa­ra­dies mit Sitz in Kleinblittersdorf.

Sie alle sind aktu­ell mas­siv in ihrer Exis­tenz bedroht – dar­auf hat­te die Lan­des­me­di­en­an­stalt Saar­land bereits vor einem Monat in einem Appell an den Land­tag und die Lan­des­re­gie­rung auf­merk­sam gemacht. Weg­bre­chen­de Umsät­ze ins­be­son­de­re durch feh­len­de Wer­be­ein­nah­men sind der Grund.

Pri­vat­funk ist systemrelevant

Pri­va­te Rund­funk­un­ter­neh­men leis­ten neben dem öffentlich-rechtlichen Rund­funk einen sys­tem­re­le­van­ten Bei­trag zur Infor­ma­ti­on und zur Mei­nungs­bil­dung. Sie errei­chen mit ihrem Pro­gramm und mit ihrer Bericht­erstat­tung spe­zi­fi­sche Grup­pen auf regio­na­ler und loka­ler Ebene.
Eine viel­fäl­ti­ge Pres­se­land­schaft ist Vor­aus­set­zung für jede funk­tio­nie­ren­de Demo­kra­tie. Auch bei uns ist die Presse- und Mei­nungs­frei­heit gefähr­det, denn von der bun­ten Viel­falt in der regio­na­len und loka­len Rund­funk­land­schaft wird nach Coro­na wenig übrig sein, wenn wir jetzt nicht handeln.

Finan­zi­el­le und regu­la­to­ri­sche Hilfen

Ein spe­zi­el­les Unter­stüt­zungs­pro­gramm kann auf ver­schie­de­nen Ebe­nen anset­zen. Wir müs­sen zunächst schau­en, inwie­weit Bundes- und Lan­des­pro­gram­me gegrif­fen haben. Kurz­ar­beit ist bei den klei­nen Sen­dern kei­ne Opti­on. Am meis­ten drü­cken die Ver­brei­tungs­kos­ten über Anten­nen und Net­ze. Hier sind bereits bun­des­weit Ver­hand­lun­gen auf den Weg gebracht. Vor Ort hel­fen wir mit regu­la­to­ri­schen Locke­run­gen, etwa was die Infor­ma­ti­ons­an­tei­le in den Sen­de­sche­ma­ta anbe­langt und die Mög­lich­keit stun­den­wei­se Pro­gram­me sen­der­über­grei­fend zu gestal­ten. Neben die­sen Ent­las­tun­gen auf der Kos­ten­sei­te wer­den aber drin­gend direk­te Hil­fen benö­tigt. Da wo die bis­he­ri­gen Pro­gram­me nicht grei­fen konn­ten, brau­chen wir spe­zi­el­le Lösun­gen und Liqui­di­täts­hil­fen. Hier­zu sind Gesprä­che auf Lan­des­ebe­ne angelaufen.“

 

Kon­takt für Presseanfragen:
Büro der Direktorin
Tel. 0681–38988-41
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3. Mai 2020