Online-Fachkonferenz beleuchtet Auswirkungen von Desinformation auf öffentliche Meinung und politische Beteiligung
PM 29/2021
Saarbrücken, 18.11.2021: Ob WhatsApp, Facebook, YouTube oder Telegram – falsche oder irreführenden Informationen in den digitalen Medien, insbesondere in sozialen Medien, sind kein Einzelfall. Desinformation ist weit verbreitet und hat viele Gesichter. Fake News, Verschwörungserzählungen, Online-Propaganda oder Hass-Postings untergraben das Vertrauen in staatliche Institutionen und klassische Medien.
Mit der Online-Fachkonferenz „Wahrheit ─ eine Auslegungssache?“ leisteten die Landesmedienanstalt Saarland und die Landeszentrale für politische Bildung Aufklärungsarbeit. Mit den Expert:innen Dr. Johanna Börsch-Supan, Alexander Sängerlaub, Sandra Fiene und Karl-Heinz Lambertz beleuchteten sie das Thema Desinformation und dessen Auswirkungen auf die öffentliche Meinung und politische Beteiligung aus medienpädagogischer, medienethischer und medienrechtlicher Sicht. Die Veranstaltung fand im Rahmen der von den Zentralen für politische Bildung bundesweit durchgeführten Aktionstage „Netzpolitik und Demokratie“ statt.
„Über Algorithmen und Künstliche Intelligenz klassifizieren und steuern Suchmaschinen und Social Media-Plattformen unsere Interaktionen. Dies machen sich populistische Parteien genauso wie repressive Staaten mit dem Ziel der Destabilisierung unseres politischen Systems zu Nutze. Desinformationskampagnen zu verhindern, ohne das Recht auf freie Meinungsäußerung zu gefährden, ist eine der dringendsten Herausforderungen unserer Demokratie“, erklärt Ruth Meyer, Direktorin der Landesmedienanstalt Saarland.
„Für junge Menschen ist der Raum der öffentlichen Meinungsbildung ein digitaler. Im Internet und auf Social Media informieren sie sich und diskutieren zu politischen Themen. Dort werden sie aber auch täglich mit Desinformation konfrontiert, die Viele verunsichert. Um aus der Generation der „Digital Natives“ souveräne „Digital Citizens“ zu machen, muss die Lebensrealität Jugendlicher Basis für die Medienkompetenz-Bildung werden. Das erfordert Inhalte, mit denen sich junge Menschen identifizieren, Formate, die junge Menschen bewegen, und eine Ansprache auf Augenhöhe auf den digitalen Plattformen, wo sie selbst aktiv sind“, so Dr. Johanna Börsch-Supan, Leiterin Strategie & Programm der Vodafone Stiftung Deutschland.
Alexander Sängerlaub, Direktor und Co-Founder von futur eins, betonte: „Die digitale Informations- und Nachrichtenkompetenz ist die Grundvoraussetzung für unsere heutige Gesellschaft, in der sich die Menschen eben zunehmend im Digitalen informieren. Leider zeigen die bisherigen Studien, dass es dringenden Nachholbedarf in der gesamten Bevölkerung gibt, wie man gute von schlechten Informationen trennt. Letztlich entscheidet sich an der Frage eben auch, wie gut wir als Gesellschaft durch die Pandemie kommen.“
„Die Landeszentrale für politische Bildung stärkt die Informationskompetenz der Bürgerinnen und Bürger. Wir möchten sie dabei unterstützen, im Rahmen ihres Meinungsbildungsprozesses mündig, kritisch und souverän mit der Informationsvielfalt im Netz umzugehen. Noch nie im Laufe der Mediengeschichte standen die Menschen bei der Informationsbeschaffung vor so großen Herausforderungen wie heute. Es geht hier um die Kompetenz, die Zuverlässigkeit von sehr heterogenen digitalen Quellen beurteilen und Informationen überhaupt einordnen und verifizieren zu können“, so Dr. Erik Harms-Immand, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes.
Sandra Fiene, Pressesprecherin der Europäischen Kommission, Regionalvertretung Bonn, warnt eindrücklich: „Unsere Demokratie muss gegen Angriffe verteidigt werden. Das können wir nur, wenn alle, die die Demokratie verteidigen wollen, an einem Strang ziehen. Die EU will im Kampf gegen Desinformation nicht als „Ministerium der Wahrheit“ auftreten. Jedoch müssen wir darauf achten, dass Plattformen und Anbieter sich an gewisse Regeln halten und transparent vorgehen. Unseren Bürgern müssen wir ermöglichen, Fakt von Fiktion zu unterscheiden.“
„Wenn die nicht zu unterschätzende Macht der Algorithmen zu einem demokratiegefährdenden Albtraum heranwächst, müssen einerseits dringend notwendige rechtliche Rahmenbedingungen beschlossen und andererseits flächendeckende Anstrengungen zur Vermittlung von Medienkompetenz unternommen werden“, ergänzte Karl-Heinz Lambertz, Präsident des Parlaments der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.
„Wir kümmern uns in der LMS und mit den übrigen Landesmedienanstalten im Rahmen unserer Medienkompetenzförderung auch intensiv um die Resilienz unserer Gesellschaft gegen Desinformationskampagnen. Im engen Zusammenspiel zwischen Medienregulierung und Medienbildung entwickeln und veranstalten die Landesmedienanstalten zielgruppengerechte Angebote, die ein vertieftes und kritisches Verständnis der Medien einerseits sowie deren mündige Nutzung andererseits befördern. Die Befähigung zu einem elaborierten Umgang mit Desinformationen im Netz ist die zentrale Stellschraube, um die Wirksamkeit von Falschinformationen und Manipulationen einzudämmen“, fasst Ruth Meyer die Ergebnisse der Fachkonferenz zusammen.
Eine Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie hier: www.youtube.com/LMSaar oder www.facebook.com/LPBSaarland
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