Mehr Transparenz zur Funktionsweise von Google, YouTube & Co. erforderlich

Studie der Medienanstalten zur Wahrnehmung von Transparenzangaben bei Medienintermediären zeigt erheblichen Nachbesserungsbedarf

Über­nah­me der Medienanstalten-Pressemitteilung 18/2022 | 

Trans­pa­renz im Netz bedeu­tet für Nut­ze­rin­nen und Nut­zer auch, dass sie nach­voll­zie­hen kön­nen, war­um ihnen bestimm­te Inhal­te auf Ergeb­nis­sei­ten von Suchmaschinen- oder Video-Plattformen ange­zeigt wer­den. Über 80 Pro­zent der Befrag­ten einer Stu­die der Medi­en­an­stal­ten sind an sol­chen Infor­ma­tio­nen inter­es­siert. Aller­dings sind die gesetz­lich vor­ge­schrie­be­nen Trans­pa­renz­an­ga­ben bei den unter­such­ten Medi­en­in­ter­me­diä­ren Goog­le, You­Tube und Insta­gram nicht leicht zu fin­den. Auch bei der Ver­ständ­lich­keit der Anga­ben ergibt sich auf Basis der Stu­di­en­ergeb­nis­se für die Medi­en­an­stal­ten Nachbesserungsbedarf.

Trans­pa­renz­vor­schrif­ten sol­len die Funk­ti­ons­wei­se von Goog­le, You­Tube, Insta­gram und Co. für Nut­ze­rin­nen und Nut­zer nach­voll­zieh­bar machen. Dass dies nicht nur medi­en­recht­lich not­wen­dig ist, son­dern auch den Inter­es­sen der Nut­ze­rin­nen und Nut­zer ent­spricht, zeigt unse­re Stu­die klar. Die Umset­zung durch Medi­en­in­ter­me­diä­re muss aller­dings ver­bes­sert wer­den. Dafür wer­den wir uns kon­se­quent ein­set­zen zum Schutz eines trans­pa­ren­ten demo­kra­ti­schen Mei­nungs­bil­dungs­pro­zes­ses“, sagt Dr. Wolf­gang Krei­ßig, Vor­sit­zen­der der Direk­to­ren­kon­fe­renz der Medienanstalten.

Wir haben die Medi­en­in­ter­me­diä­re in den letz­ten Mona­ten über die neue Rechts­la­ge infor­miert und über die kon­kre­te Gestal­tung gespro­chen.  Jetzt erwar­ten wir zeit­nah von allen Anbie­tern ent­spre­chen­de Zei­chen der geset­zes­kon­for­men Umset­zung der Trans­pa­renz­re­geln“, mahnt Dr. Thors­ten Schmie­ge, Prä­si­dent der Baye­ri­schen Lan­des­zen­tra­le für neue Medi­en (BLM) und Koor­di­na­tor des Fach­aus­schus­ses Infra­struk­tur und Inno­va­ti­on, vor­mals Fach­aus­schuss Net­ze, Tech­nik, Konvergenz.
Goog­le, Insta­gram, You­Tube & Co. wer­den vor allem mobil genutzt. Hier muss mit Prio­ri­tät nach­ge­bes­sert wer­den, sowohl was die Ver­ständ­lich­keit der Anga­ben als auch den Weg zu den Infor­ma­tio­nen angeht. Die Anbie­ter müs­sen ihre Exper­ti­se in der Ent­wick­lung kun­den­freund­li­cher Ange­bo­te auch für die trans­pa­ren­te Auf­klä­rung ihrer Nut­ze­rin­nen und Nut­zer ein­set­zen“, kon­kre­ti­siert Eva-Maria Som­mer, Direk­to­rin der Medi­en­an­stalt Hamburg/Schleswig Hol­stein (MA HSH) und The­men­be­auf­trag­te der Medi­en­an­stal­ten für Medi­en­in­ter­me­diä­re.
Intern arbei­ten die Medi­en­an­stal­ten wei­ter am Auf­bau einer bun­des­wei­ten Spruch­pra­xis zur rechts­kon­for­men Aus­ge­stal­tung durch die Anbie­ter und für einen ver­bes­ser­ten Schutz der Ver­brau­che­rin­nen und Verbraucher.

Die Studienergebnisse im Detail

Die Auf­find­bar­keit von Trans­pa­renz­an­ga­ben lässt zu wün­schen übrig. Im Ver­gleich schnei­det Goog­le zwar noch am bes­ten ab. Doch nur 16 Pro­zent fin­den die Trans­pa­renz­an­ga­ben, ohne auf einer der bei­den nöti­gen Navi­ga­ti­ons­ebe­nen zu schei­tern; bei You­Tube sind es 11 Pro­zent. Bei Insta­gram waren sechs Klicks nötig. Nur 4 Pro­zent schaff­ten das, ohne auf min­des­tens einer der Sei­ten zwei Mal an der fal­schen Stel­le zu kli­cken. Dies spie­gelt sich auch in der sub­jek­ti­ven Bewer­tung der Auf­find­bar­keit der Trans­pa­renz­an­ga­ben wider: Fast drei Vier­tel der Instagram-Nutzer stimm­ten (eher) zu, dass die­se schwie­rig zu fin­den waren und es lan­ge dau­ert, zur Sei­te mit den erfor­der­li­chen Anga­ben zu gelan­gen. Die Gestal­tung des Links (Plat­zie­rung, Grö­ße, Erkenn­bar­keit) wur­de eben­falls bei Goog­le am bes­ten bewertet.
Auch bei der Ver­ständ­lich­keit der Trans­pa­renz­an­ga­ben schnei­den die drei Inter­me­diä­re unter­schied­lich ab. Den bei­den Goog­le-Tex­ten attes­tier­ten 20 Pro­zent der Befrag­ten die gerings­te Ver­ständ­lich­keit. Zwar sind die Anga­ben zur Trans­pa­renz auf Insta­gram deut­lich schwie­ri­ger zu fin­den, aller­dings ist hier die Ver­ständ­lich­keit am höchs­ten, sodass 41 Pro­zent der Befrag­ten ein hohes Ver­ständ­nis nach dem Lesen der bei­den Tex­te auf­wei­sen. Mit einem Anteil von 32 Pro­zent liegt You­Tube zwi­schen Goog­le und Insta­gram.

Methodik

Die Stu­die „Medi­en­in­ter­me­diä­re trans­pa­rent“ ist eine reprä­sen­ta­ti­ve Online-Befra­gung von 3.000 Nut­ze­rin­nen und Nut­zern. Neben einem ein­ge­setz­ten Rah­men­fra­ge­bo­gen zu Inter­es­sen, Medi­en­nut­zung, Medi­en­wis­sen und Ver­traut­heit mit Trans­pa­renz­an­ga­ben wur­de mit kon­kre­ten Bei­spie­len von Goog­le, You­Tube und Insta­gram gear­bei­tet. So wur­den Auf­find­bar­keit und Ver­ständ­lich­keit prak­tisch getestet.
Die Stu­di­en­ergeb­nis­se „Medi­en­in­ter­me­diä­re trans­pa­rent“ ste­hen auf der Web­sei­te der Medi­en­an­stal­ten zum Down­load bereit: https://www.die-medienanstalten.de/fileadmin/user_upload/Veranstaltungen/2022/2022_07_18_Medienintermediaere_transparent/ChartReport_MedienintermediaereTransparent_2022-07–18_final.pdf

In einem Video fas­sen die Medi­en­an­stal­ten die Ergeb­nis­se zusam­men, ord­nen sie regu­la­to­risch ein und erläu­tern die nächs­ten Schrit­te der Auf­sicht. Das Video kann mit die­sem Link auf­ge­ru­fen wer­den: https://www.die-medienanstalten.de/medienintermediaere-transparent

 

18. August 2022