Die Einigung auf eine Definition für den Begriff der Desinformation als Anknüpfungspunkt für regulierendes wie kompetenzvermittelndes Wirken auf gesellschaftlicher, staatlicher und europäischer Ebene fällt bis heute schwer. Einige Elemente sind jedoch unumstritten: Es handelt sich um eine Information, die bewusst falsch gesetzt und gezielt verbreitet wird. Von der Desinformation als absichtlicher Verbreitung von unwahren Informationen kann die Fehl- bzw. Missinformation als die unabsichtliche Verbreitung von unwahren Informationen unterschieden werden. Auch wenn es Desinformation schon vor dem Internet gab, hat ihre strukturierte Verbreitung vor allem im Digitalen besorgniserregende Ausmaße angenommen.
Typen von Desinformation und das von ihnen ausgehende Schädigungspotenzial, Weiterentwicklung durch Ruth Meyer (LMS)
Um mit einem Phänomen adäquat umgehen zu können, sollte es in seiner Komplexität verstanden werden. Daher wurde von der LMS basierend auf den im September 2020 erschienenen GVK-Gutachten entwickelten Typenkatalog die dort genannten sieben Typen für den demokratischen Diskurs problematischer Abweichungen von der Norm wahrheitsgetreuer Information auf ihr Schädigungspotenzial analysiert und weiterentwickelt. In der Unterscheidung der Typen orientieren sich die Autor:innen des Gutachtens an den beiden Kerndimensionen von Desinformation: Faktizität (Wahrheit) und Intention. Diese beiden Dimensionen bilden auch den Ausgangspunkt für rechtliche Empfehlungen über die Regulierung der verschiedenen Formen von Desinformation. Wir sehen den potenziellen Schaden als dritte, von definitorischen Aspekten losgelöste Wirkungs-Dimension der Kategorisierung von Desinformation an. Das Schädigungspotenzial ist hierbei insbesondere themen- und reichweitenabhängig und häufig technisch manipuliert.
(Links bei Veröffentlichungen der LMS verweisen auf PDF-Formate, Links zu Veröffentlichungen der Medienanstalten und anderer Anbieter verweisen auf externe Seiten.)
Typen von Desinformation und Misinformation
Verschiedene Formen von Desinformation und ihre Verbreitung aus kommunikationswissenschaftlicher und rechtswissenschaftlicher Perspektive. Ein Gutachten im Auftrag der Gremienvorsitzendenkonferenz der Landesmedienanstalten (GVK).
Vielfaltsbericht der Medienanstalten 2020
Der aktuelle Vielfaltsbericht der Medienanstalten zeigt aus verschiedenen Perspektiven, wie die Sicherung von Vielfalt in Zeiten der Volldigitalisierung gelingen kann.
Medienvielfaltsmonitor 2020-II
Mit dem Medienvielfaltsmonitor untersuchen und dokumentieren die Medienanstalten kontinuierlich die Entwicklung der Rundfunk- und Medienlandschaft in Deutschland.
Mediengewichtungsstudie 2020-II
Die Mediengewichtungsstudie ermittelt das Gewicht der Mediengattungen Fernsehen, Hörfunk, Tageszeitungen, Zeitschriften und Internet für die Meinungsbildung der Bevölkerung.
Studie “Intermediäre und Meinungsbildung” 2020-II
Die Studie ergänzt den Medienvielfaltsmonitor und erhebt seit 2016 kontinuierlich Daten zur informierenden Nutzung von Intermediären und ihrer Bedeutung für die Meinungsbildung.
Always on – jung, digital und informiert?
Neue Studie der Medienanstalten zum Informationsverhalten der Generation Z während der Corona-Pandemie. Informationen zur Corona-Pandemie, aber auch zu politischen und gesellschaftlichen Themen beziehen die jungen Zielgruppen fast nur noch online. Doch wo und wie informieren sich digitale Natives genau? Antworten gibt die neue Studie „Aktuelle Informationsportfolios“ der Medienanstalten.
Professionelle Beiträge bzw. als professionell wahrgenommene Postings in sozialen Medien stammen oft von Anbietern redaktionell-journalistischer Medienangebote, häufig aber auch von Unternehmen, die die sozialen Netzwerke als effektiven Marketingkanal nutzen. Auch politische Akteure haben längst die kommunikativen Möglichkeiten der sozialen Medien entdeckt. Das Spektrum reicht von Postings politischer Interessensverbände, Parteien, Ministerien und Verwaltungen sowie politischen Einzelpersonen wie Parteipolitikern und Abgeordneten bis hin zu bezahlter politischer Werbung. Daneben treten die politischen Meinungsäußerungen und Diskussionsbeiträge von privaten Nutzern. Die Medienanstalten haben vor diesem Hintergrund gezielt nach der Wahrnehmung und dem Umgang der Nutzer von Intermediären mit politischer Kommunikation und Werbung gefragt.
Eine Studie von Kantar, Public Division und der RWTH Aachenim Auftrag der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), der Senatskanzlei Berlin, der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), der Landesanstalt für Medien NRW und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz.
Eine Expert:innen-Gruppe hat zur Durchführung dieser Studie einen Nachrichtenkompetenz-Test entwickelt, der im Herbst 2020 mit einer repräsentativen Stichprobe für die deutschsprachige Bevölkerung mit Internetzugang in Deutschland ab 18 Jahren durchgeführt wurde. Dafür wurden mittels Online-Interviews (Computer Assisted Web Interviews – CAWI) bundesweit 4.191 Internetnutzer:innen ab 18 Jahren befragt und getestet.
Die Studie der Landeanstalt für Medien NRW zeigt, dass die Angst vor Beeinflussung der Wahlen durch Desinformationskampagnen aus dem In- und Ausland groß ist. 91 Prozent der Befragten Internetnutzerinnen und ‑nutzer geben an, dass sie befürchten, dass andere sich durch politische Desinformation beeinflussen lassen. Aufgrund der bevorstehenden Bundestagswahl führte die Medienanstalt NRW in diesem Jahr zwei Erhebungen durch, eine erste Welle mehrere Wochen vor der Wahl und eine zweite Welle in der Schlussphase des Wahlkampfs. Auch Erfahrungen mit politischer Werbung im Internet sind in diesem Jahr im Rahmen der forsa-Umfrage erhoben worden.
Für die Untersuchung mit dem Titel »Desinformation in Deutschland« wurden Faktenchecker, Forschende, Fachjournalistinnen und Vertreter von zivilgesellschaftlichen Organisationen befragt. Eines der Risiken liegt laut den Experten in einer zunehmenden »Messengerisierung« von Falschinformationen, also in der Verbreitung über Messenger-Apps.