Seit dem Schuljahr 2009/2010 sind auf der Grundlage einer Kooperationsvereinbarung zwischen LMS und Bildungsministerium zwei Lehrkräfte mit jeweils der Hälfte ihrer Pflichtstundenzahl zur Unterstützung der Medienkompetenz-Förderung in Schulen an die LMS abgeordnet. Die beiden Lehrkräfte aus Grundschule bzw. weiterführender Schule unterstützen die LMS dabei, Medienprojekte in Schulen zu organisieren und durchzuführen.
In den ersten fünf Jahren der Abordnung der beiden Lehrkräfte wurden in 133 Schulen ca. 400 Unterrichtsprojekte in Grund- und weiterführenden Schulen zu verschiedenen Themen (Internet, Video, Hörspiel, Radio) geplant, vermittelt und durchgeführt. 132 Fortbildungsveranstaltungen (8 Pädagogische Tage, 49 Seminare für Pädagoginnen und Pädagogen, 75 Elterninformationsveranstaltungen) wurden auf Anfrage für Lehrkräfte und Eltern konzipiert und organisiert.
Die Abordnung einer Lehrkraft zu einer Landesmedienanstalt ist bundesweit einmalig. Wie reagieren die Kolleg/inn/en?
S. Weiten: Sie wundern sich, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt und fragen ganz oft, was ich eigentlich hier in der LMS so zu tun habe. Ich erkläre ihnen dann, dass ich hauptsächlich Schulen die Möglichkeiten der Durchführung von Medienprojekten aufzeige – auch fächerübergreifend bzw. mit passendem Lehrplanbezug –, sie dabei konkret berate und ihnen meist ein passendes Medienprojekt mit einem entsprechend qualifizierten Referenten oder einer Referentin vermittle. Häufig wird bei den Kolleg/inn/en dann das Interesse geweckt, selbst einmal ein Medienprojekt an ihrer Schule durchzuführen.
Wie kam es zu der Abordnung zur LMS?
S. Mathieu: Ich wurde aufgrund meiner Referententätigkeit für die LMS im Bereich Trickfilm von der Leiterin des MedienKompetenzZentrums für die Abordnung angefragt.
Da ich das Fach Kommunikation und Medien im Wahlpflichtbereich I (ab Klasse 7) unterrichte und mit dem Gebrauch und leider auch dem zunehmenden Missbrauch neuer Medien tagtäglich konfrontiert werde, weiß ich, wie wichtig es ist, Kindern den sinnvollen Umgang mit Medien — gerade auch im kreativen Bereich — nahe zu bringen. Außerdem arbeite ich selbst sowohl schulintern als auch –extern gerne mit neuen Medien.
So entschied ich mich, aufgrund meiner eigenen Medienaffinität und in der Hoffnung, Medienarbeit an Schulen aktiv fördern zu können, die Abordnung anzutreten.
Welches sind die Vor- und Nachteile der Abordnung zur LMS?
S. Weiten: Schade ist, dass durch die Abordnung zur LMS keine Klassenleitung in der Grundschule mehr möglich ist und dass ich wahrscheinlich keine Hauptfächer mehr unterrichten werde. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich Sachen nicht mitbekomme, die an der Schule laufen. Dann muss ich selbst nachfragen, um die Informationen zu bekommen.
Dafür erhalte ich ganz viele Einblicke in die Möglichkeiten der Medienarbeit in Grundschulen, ich kann an den LMS-Tagen an Kursen z.B. im MedienKompetenzZentrum teilnehmen und ich verschaffe mir nach und nach einen Überblick, wie die Situation in Grundschulen in anderen Landkreisen aussieht (z.B. technische Ausstattung, Interessen der Schulen im Bereich Medien, Handhabung von Projekten, Feedback).
Wie ist der „Spagat“ zwischen Schule und LMS zu schaffen?
S. Weiten: Ich arbeite einen ganzen Tag in der LMS und an einem weiteren Tag komme ich gegen 10.30 Uhr. Dieser zweite Tag ist meist hektisch, weil ich in der Schule oft einfach abbrechen muss, um zur LMS zu kommen. Besser wäre es, zwei ganze Tage für die Projektarbeit zur Verfügung zu haben. Mit dem Montag und dem Donnerstag als LMS-Tagen bin ich ganz zufrieden. Es liegen immer ein paar Tage dazwischen, in denen sich die Schulen und/oder Referent/inn/en melden und doch kann ich die eingegangenen Anfragen zeitnah bearbeiten und Kontakt aufnehmen.
Wie hat sich die Tätigkeit im Laufe der Jahre verändert?
S. Mathieu: Zu Beginn meiner Abordnung musste ich die Schulen teilweise noch aktiv ansprechen. Für das zweite Jahr meiner Abordnung entwickelten wir einen Abrufkatalog mit Medienprojekten für Schulen. Die Projekte bezogen sich sowohl auf den kreativen Bereich (Videofilme, Fotografie, Hörspiele, Trickfilm, etc.), als auch auf den sicheren Umgang mit dem Internet und später mit den sozialen Netzwerken. Im Lauf der Jahre wurde dieser Katalog erweitert und umfasst mittlerweile 29 Medienprojekte unterschiedlichster Art für verschiedene Klassenstufen.
Nach inzwischen sechs Jahren der Abordnung ist das Angebot der LMS in den Schulen wohlbekannt und in allen Bereichen stark nachgefragt.
Welche Themen stehen bei den Projekten im Vordergrund?
S. Weiten: Am liebsten arbeite ich auch in Projekten digital, d.h. vieles wird im Internet recherchiert, wo sich mittlerweile viele Ideen und Materialien im Bereich der Medienerziehung finden lassen. Ich finde, es ist schon in der Grundschule wichtig, einen sicheren Einstieg ins Internet zu vermitteln, weil viele Schülerinnen und Schüler bereits mobil und im Netz unterwegs sind, ohne dass ihnen das immer bewusst ist. Es gilt, die Kinder kompetent(er) zu machen.
Gibt es Schwerpunktthemen oder „Lieblingsprojekte“ aus dem Abrufkatalog?
S. Mathieu: Ich selbst habe keine Präferenzen, was die vermittelten Projekte angeht. Allerdings freue ich mich über jede Anfrage mehrtägiger kreativer Medienprojekte. Diese Projekte bieten den Schüler/innen in besonderem Maße die Möglichkeit, sich darzustellen und eigene Gedanken und Ideen zu realisieren. Der Einsatz neuer Medien wird geschult, die Medienkompetenz gefördert. Auch das Arbeiten im Team und damit die Förderung von Sozialkompetenzen kommen nicht zu kurz und können meiner Erfahrung nach in solchen Projekten viel besser gefördert werden, als in traditionellen Unterrichtsstrukturen. Außerdem entspricht der Umgang mit den Medien dem Puls der Zeit, die meisten Schulen haben da noch Nachholbedarf.
Besonders gut finde ich, dass die LMS nicht nur Angebote auf Schülerebene im Programm hat, sondern sich in Kooperation mit Lehrerfortbildungsinstituten auch für die Medienbildung pädagogischer Fachkräfte einsetzt (ca. 150 Fortbildungen in den letzten 6 Jahren).
Außerdem fördern wir Medienprojekte an Schulen durch den jährlichen Medienwettbewerb (Trickbox, Hörspots, Medienmanipulation etc.) der LMS, an dem sich sowohl Grundschulen als auch alle Arten weiterführender Schulen beteiligen. 2011 beschränkten wir uns nicht auf einen bestimmten Bereich der Medienbildung, sondern schrieben einen Wettbewerb aus, an dem sich Schulen mit einem Medienkompetenz-Konzept bewerben konnten und in dem die besten Schulkonzepte zur Förderung von Medienkompetenz prämiert wurden.
Gibt es besondere Projekte, die an Grundschulen vermittelt werden?
S. Weiten: Ja, in meinem ersten Jahr in der LMS stand das Siegel Saarländische Internet-ABC Schule im Vordergrund. Ich bin im zweiten Jahr der Durchführung im Saarland eingestiegen und freue mich, dass wir es im Schuljahr 2014/2015 geschafft haben, 19 Grundschulen das Siegel Internet-ABC Schule zu verleihen. Da mit den Siegelbedingungen ein mehrtägiges Unterrichtsprojekt, ein Elternabend und eine Dienstbesprechung organisiert werden müssen, steckt schon eine Menge Organisation und Koordination dahinter.
Gibt es besondere Projekte, die an weiterführende Schulen vermittelt werden?
S. Mathieu: Zu Beginn meiner Abordnung konzentrierten sich die Nachfragen auf den sicheren Umgang mit dem Internet, weil es offensichtlich viele Unsicherheiten bei den Kolleg/inn/en gab. Um der Vielschichtigkeit der Thematik gerecht zu werden, entwickelten wir Workshops wie Chatten und Mailen, Web 2.0 – Soziale Netzwerke, Sichere Kommunikation im Internet (Facebook, WhatsApp), die auch das Alter und den Entwicklungsstand der Schüler/innen berücksichtigen. Erfahrungsgemäß können Schüler/innen, die an solchen Workshops teilgenommen haben, ihr erworbenes Wissen als Multiplikator/inn/en an ihren Schulen weitergeben.
Seit zwei Jahren steht uns ein Klassensatz Tablets zur Verfügung, mit dem vorwiegend Kreativprojekte wie z.B. Trickfilmproduktionen und digitale Fotobearbeitung durchgeführt werden. Die Tablets stehen grundsätzlich allen Schulformen zur Verfügung. Ich fände es wünschenswert, dass insbesondere weiterführende Schulen auch das Potenzial ihrer Schüler/innen erkennen und zunehmend die mobilen Geräte der Schüler/innen in die Unterrichtsgestaltung einbeziehen. Manch eine/r wäre verwundert, was das eigene Smartphone an kreativen Möglichkeiten bietet.
Wie kommen die Angebote der LMS bei den Schulen an?
S. Weiten: Das Internet-ABC wird sehr gut angenommen, in diesem Schuljahr sind die Hälfte der Schulen aus dem letzten Jahr schon zum 2. Mai beim Siegelerwerb dabei. Ich habe den Eindruck, dass die Schulen das Internet-ABC so langsam in das schuleigene Konzept aufnehmen.
Ansonsten werden hauptsächlich Trickfilm- und Videofilmprojekte angefragt, wobei hier die Endbearbeitung durch die Schülerinnen und Schüler schwierig ist, da nur eine bestimmte Stundenzahl pro Projekt vorgesehen ist. Dafür ist ein Projekt pro Schule und Schuljahr kostenlos, d.h. die LMS trägt alle Honorar- und Sachkosten, das finden die Schulen natürlich klasse.
Wie ist die Resonanz bei den Schulen unter dem Aspekt Nachhaltigkeit?
S. Mathieu: Es gibt Schulen, die immer wieder Angebote bei der LMS abfragen, es gibt aber auch viele, die sich im Anschluss an eine Abrufveranstaltung selbst auf den Weg machen und Medienprojekte in Eigenregie durchführen. Auch weil sie gesehen haben, dass Medienarbeit nicht immer aufwändig, langwierig und kompliziert sein muss.
Weiterführende Schulen sind oftmals auch bereit, sich finanziell an der Durchführung der Projekte zu beteiligen und fordern diese immer öfter nicht nur für einzelne Klassen, sondern für einen ganzen Jahrgang an.
Ein dazugehöriger Elternabend sensibilisiert auch die Erziehenden für die Thematik.
Kann die Abordnung von Lehrkräften an die LMS als Modellprojekt für andere Bundesländer dienen?
S. Weiten: Das fände ich schon sinnvoll, weil Lehrkräfte, die bei uns anrufen, insbesondere die kompetente Beratung und den Austausch mit einer Kollegin schätzen. Wir fungieren sozusagen als Bindeglied zwischen Vermittlung und möglicher Medienpraxis. Ich zweifle stark daran, ob diese Vermittlung irgendwann nicht mehr notwendig ist. In den nächsten 10 Jahren eher nicht.
S. Mathieu: Der Erfolg gibt diesem Projekt Recht. Es wurden über die Jahre knapp 500 Unterrichtsprojekte vermittelt und erfolgreich durchgeführt.
Es ist mit Sicherheit wünschenswert, dass solche Angebote flächendeckend umgesetzt werden.
Neugierig geworden? Unsere Angebote zu Medienprojekten an Schulen finden Sie hier.
Kontakt für Schulen: hier
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